Episode 3: Tristan A. Foerster, Geschäftsführer von ClimatePartner

Klimaschutz. Tristan Foerster, ClimatePartner

Die Pandemie trifft unsere Großeltern. Der Klimawandel trifft unsere Enkel

Zur Person: Tristan A. Foerster

Nach vielen verantwortungsvollen Funktionen in verschiedenen Industrien, von Unternehmensberatung, über Finanz- bis hin zu digitalen Dienstleistungen, entschloss sich Tristan A. Foerster Anfang 2010, den Erfolg von ClimatePartner als Geschäftsführer maßgeblich mitzugestalten.

ClimatePartner bietet Klimaschutzlösungen, mit denen Unternehmen ihre CO2-Emissionen berechnen und reduzieren, Klimaschutzstrategien umsetzen und die unvermeidbaren Emissionen durch Klimaschutzprojekte ausgleichen können.

Tristan Foerster ist während seiner beruflichen Laufbahn viel gereist. Er reist gerne. Dabei betont er, dass er „geradezu Energie aus dem Kontakt mit anderen Menschen zieht“. Bedingt durch die vielen Standorte des Unternehmens, aber auch durch das geäußerte Interesse vieler Kunden, einen Entscheidungsträger während der Vertragsanbahnung persönlich zu treffen, reist Herr Foerster immer noch regelmäßig. Während der Pandemie hat sich allerdings bei vielen Kunden die Einsicht durchgesetzt, dass nun doch nicht mehr ganz so viel gereist werden muss.

ClimatePartner legt intern Wert darauf, dass klimafreundlich gereist wird. In unserem Gespräch betont Herr Foerster die Vorzüge des Reisens mit der Bahn, „sofern die Fahrt nicht länger als fünf Stunden dauert“.  Auch plant Tristan Foerster seine Reiseroute in der Regel so, dass er mehrere Termine wahrnehmen kann. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, fliegen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen allerdings auch mit dem Flugzeug.  Die durch die Reisen entstandenen Emissionen, die nicht vermieden werden können, werden dann durch sogenannte Klimaschutzprogramme kompensiert.

 

Die zeitliche Entwicklung einer ganzen Branche: „Kinder haben die Welt verändert!“

Frimeso:  Wer sind Eure Kunden und wie verbreitet ist generell das Bewusstsein in Unternehmen, etwas für den Klimaschutz zu tun? Hat sich die Einstellung diesbezüglich im Laufe der Zeit verändert?

Foerster: Wir liefern passgenaue Lösungen für derzeit etwa 3.000 Firmen-Kunden, die in über 30 Ländern beheimatet sind. Die Bandbreite unserer Kunden ist enorm. Darunter finden sich Einzelhändler, Selbständige, bis hin zu Großkonzernen. Man kann sagen, dass sich eine Veränderung der Grundeinstellung zum Klimaschutz in drei Etappen vollzogen hat.

Am Anfang meiner Tätigkeit waren es meist mittelständische Familienunternehmen, die positiv und aktiv zum Klimaschutz beitragen wollten. Diese Kunden legen viel Wert auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit.

Im Laufe der Jahre konnten wir dann immer mehr Unternehmen davon überzeugen, dass man mit Klimaschutz sich auch einen Wettbewerbsvorteil erarbeiten kann. Denn man kann seine Zielgruppe erweitern, wenn man neben Umsatz und Gewinn auch gesellschaftliche Werte wie Umwelt- und Klimaschutz nach Außen kommunizieren kann.

Die dritte Etappe ist gekennzeichnet durch zwei Entwicklungen, die den Klimaschutz endgültig auf die Agenda der Unternehmen verankert haben:  Einerseits müssen seit 2018 große Unternehmen gemäß der EU Direktive  NFRD ein „non financial reporting“, also eine Art Nachhaltigkeitsbericht, inklusive CO2 -Bilanz, abgeben. Diese Regelung betrifft direkt zwar nur große Unternehmen, die solche Berichte in der Regel schon vor 2018 in der Praxis angefertigt hatten.  Diese Unternehmen sind aber dann auf ihre Zulieferer zugegangen, um auch deren CO2 Bilanz zu erfragen, um ihren Bericht zu vervollständigen. Dementsprechend arbeiten wir auch viel mit dem Mittelstand.

Als dann andererseits im Sommer 2018 ein 16-jähriges Mädchen namens Greta Thunberg auf die Straße ging und „Fridays for future“ ins Leben rief, hat das die generelle Einstellung zum Klimaschutz noch einmal massiv beeinflusst. Entscheidungsträger sind oft Eltern, die dieses Thema dann zusätzlich in einem privaten Kontext zu Hause mit ihren schulstreikenden Kindern diskutiert haben. Kinder haben die Welt verändert. Das ist bis in die Chefetagen angekommen.

 

Klimaneutrale Geschäftsreisen durch das unternehmerisches Engagement bei Klimaschutzprojekten

Frimeso: Wie kann ein Unternehmen sicherstellen, dass klimaneutral gereist wird? Was sind in diesem Zusammenhang Klimaschutzprojekte?

Foerster:  Zunächst einmal zur Bedeutung des Begriffs „klimaneutral“. Wir können nichts tun, ohne CO2 Emissionen zu verursachen. Für Dienstleistungsunternehmen ist die Geschäftsreise mit etwa 60 bis 80 % des Gesamtvolumens an Emissionen sogar der größte CO2-Treiber.

Klimaneutral bedeutet nicht, etwas „frei von CO2“ zu tun. Es setzt vielmehr voraus, dass ich weiß, wie viel CO2 ich durch eine Tätigkeit verursache. Ich tue dann mein Bestes, diese Emission so gering wie möglich zu halten. Die Emissionen, die ich nicht vermeiden kann, gleiche ich dann aus durch Klimaschutzprojekte, die in Entwicklung- und Schwellenländer angesiedelt sind. Diese sind eigentlich Entwicklungshilfe-Projekte, die einerseits vor Ort helfen, CO2-Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig das Leben vor Ort für die Menschen zu verbessern.  Die Klimaneutralität wird also durch den Ausgleich zwischen verursachtem und in gleicher Höhe eingespartem CO2  hergestellt.

Frimeso: Wie genau erarbeitet Ihr mit Euren Kunden ein Konzept, dass klimaneutrales Reisen ermöglicht?

Foerster:  Drei Schritte: Bestandsaufnahme; Vermeiden von Emissionen und Kompensationen

Zunächst machen wir mit unseren Kunden eine Bestandsaufnahme. Mit unserem Tool fragen wir die Geschäftsreisedaten ab und berechnen dann die CO2-Emissionen des Unternehmens. Die beste Art, Emissionen einzusparen, ist natürlich, diese gar nicht erst zu verursachen. Deswegen erarbeiten wir anschließend ein Konzept zum Vermeiden von Emissionen.  Viele Geschäftsreisen sind notwendig und lassen sich nicht ohne Weiteres auf Null setzen. Hier kommt es dann vor allem darauf an auf welche Art und Weise die Reise stattfindet.  Den Teil der Emissionen, der am Ende übrig bleibt, kann man mit sogenannten Klimaschutzprojekten ausgleichen.

Frimeso: Kannst Du ein paar konkrete Beispiele nennen, wie ein solches Projekt typischerweise aussieht? Entwickelt ClimatePartner auch eigenständig Projekte?

Foerster:  Beispiele sind Waldschutzprojekte, bei denen wir Bäume pflanzen, die der Atmosphäre CO2 entziehen können. Wir organisieren auch Vermeidungsprojekte, wie zum Beispiel das Einsetzen von sauberen Koch-Öfen.  Generell gilt: Entwicklungshilfe ist komplex.  Wenn wir mit unseren vor Ort ansässigen Partnern Menschen in den betroffenen Ländern den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen, werden einerseits CO2-Emissionen vermieden, andererseits wird es den Menschen ermöglicht, Zeit zu gewinnen, um einer geordneten Arbeit nachzugehen. Denn ohne Trinkwasser bleibt den Menschen oft keine andere Wahl, als das Wasser mit Holz abzukochen, welches sie den ganzen Tag zusammentragen haben.

Aktuell bietet ClimatePartner etwa 100 aktive Klimaschutzprojekte an. Darüber hinaus haben wir Zugriff auf etwa 3.000 weitere Projekte. Mittlerweile entwickeln wir mit unseren Partnern auch eigene Vorschläge. Unternehmen können auch ihre eigenen Klimaschutzprojekte anstreben.

Frimeso: Wer erstellt die Kriterien und wer prüft bzw. zertifiziert diese Projekte als anerkannte Klimaschutzprojekte?

Foerster: Es gibt NGOs, die sich darauf spezialisiert haben, Kriterien zu dafür zu bestimmen, was überhaupt ein Klimaschutzprojekt ist. Die Einhaltung dieser Kriterien wird dann über bestimmte Kontrollsysteme gewährleistet.

Es gibt vier Grundprinzipien:

1) Die dauerhafte Einsparung von CO2 Emissionen durch das Projekt muss gewährleistet sein.

2) Ein Klimaschutzprojekt muss durch die zusätzliche Finanzierung überhaupt erst möglich werden. Es würde keinen Sinn ergeben, ein schon profitables Klimaschutzprojekt zusätzlich zu finanzieren.

3) Die gleichen Zertifikate dürfen nicht für zwei verschiedene Unternehmen verwendet werden. In diesem Zusammenhang dürfen die Klimaschutzprojekte auch nicht in europäischen Industriestaaten angesiedelt sein, denn diese haben bereits staatlich verpflichtet, CO2 Emissionen zu reduzieren bzw. zu vermeiden.

4) Die Klimaschutzprojekte werden regelmäßig durch unabhängige Dritte überprüft und zertifiziert, typischerweise von einem TÜV, einem SGS oder einem Wirtschaftsprüfer.  Es wird zertifiziert, dass diese Einsparungen tatsächlich retrospektiv stattgefunden haben.

 

„Es kann emotional werden, wenn man sieht, wie die Projekte das Leben der Menschen verbessern.“

Frimeso: Gibt es Klimaschutzprojekte, die Dir besonders am Herzen liegen?

Foerster:  Das ist schwer zu beantworten. Projekte sind oft individuell und persönlich. Von ihnen hängen Schicksaale ab. Es kann emotional werden, wenn man vor Ort sieht, wie diese Projekte das Leben der Menschen verbessern. Nehmen wir das Beispiel Laufwasserkraftwerke, die wir im Kongo bauen:  Gerade einmal 3 % der Bevölkerung hatten dort bislang Zugang zu Elektrizität. Dass sie nun durch die Kraftwerke auch in abgelegenen Regionen Elektrizität haben, schafft nicht nur Arbeitsplätze. Die Menschen haben auf einmal Licht am Abend. Da eröffnen sich vor Ort neue Perspektiven. Zusätzlich unterstützt das Projekt den Virunga Nationalpark, indem die letzten freien Berggorillas beheimatet sind.

In unseren Waldschutzprojekten binden wir die lokale Bevölkerung mit ein, damit die Wälder eben nicht für das schnelle Geld abgeholzt werden, sondern geschützt werden und erhalten bleiben. Diesen Menschen bringen wir bei, wie man Forstwirtschaft betreibt und somit den Wald nutzt, um ein Einkommen zu generieren, wie zum Beispiel dem Anbau von Paranüssen in Brasilien. Davon können die Menschen dann leben. Sie werden Teil des Projektes. Der Wald wird dann eben nicht mehr abgeholzt.

Ich persönlich bin ein Fan von Waldschutz und Aufforstungsprojekten, weil es ein natürliches Mittel ist, das Öko-System wiederherzustellen bzw. sicherzustellen.

 

Label „Klimaneutrale Geschäftsreise“ – Für mehr Transparenz nach Außen

Frimeso: ClimatePartner zertifiziert auch „die klimaneutrale Geschäftsreise“ Geschäftsreise mit einem Label. Wie geht das?

Foerster:  Am Ende des vorhin beschriebenen Prozesses bekommt das Unternehmen eine Urkunde und ein Label, dass spezifisch auf die Klimaneutralität der Geschäftsreisen hinweist. Auf diesem Label befindet sich auch eine ID, die nachweist, wieviele CO2 Emissionen berechnet und mit welchem Klimaschutzprojekt sie dann ausgeglichen wurden. Es transportiert die Transparenz des Ausgleichs nach außen.

Frimeso: Zu euren Kunden gehören auch Travel Management Unternehmen?

Foerster:  Das ist richtig. Wir arbeiten auch mit Travel Management Unternehmen oder auch Reisekostenabrechnungsfirmen zusammen, damit diese wiederum ihren Kunden Klimaneutrale Geschäftsreisen anbieten können.

 

Klimaschutz in Zeiten der Corona-Krise

Frimeso: Die Corona Pandemie hatte unbestritten positive Auswirkungen auf die ausgeschiedenen CO2-Emissionen, obwohl wir uns alle auch darauf freuen, wieder unterwegs sein zu können. Inwieweit hat ClimatePartner die Corona-Krise gespürt? Ist das Interesse an Klimaschutz unverändert?

Foerster: ClimatePartner geht es sehr gut, weil das Thema Klimaschutz immer mehr beachtet wird und immer mehr Unternehmen in diesem Bereich aktiv werden wollen.  Die Nachfrage nach Klimaschutz-Maßnahmen ist sogar während der Pandemie gestiegen. Es gibt Branchen, die es hart trifft, und die sich jetzt erst einmal nicht um Nachhaltigkeitsthemen kümmern, weil sie schlicht anderes zu tun haben. Dazu gehört die Reisebranche, die Gastronomie und die Hotellerie. Auf der anderen Seite sind aber gerade Konsumgüterunternehmen dabei, sich im Bereich Klima strategisch neu aufzustellen.

Die Pandemie zeigt uns, dass man solche Themen nicht als Land oder Unternehmen allein angehen kann. Sie ist ein weltweites Thema, dass wir gemeinsam angehen und lösen müssen. Ähnlich ist es beim Klimaschutz. Er ist ein Problem, dass dessen Auswirkungen wir bereits jetzt sehen und das mit Zeit nur noch größer wird, wenn wir nicht aktiv werden. Wir werden es nicht allein lösen können, sondern wir müssen es zusammen lösen. Die Pandemie trifft unsere Großeltern. Der Klimawandel trifft unsere Enkel. Den Leuten wird das bewusst.

Kontakt:

https://www.climatepartner.com/de

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Episode 4 – Josef Rankl, der Social Media Berater

Social Media Berater, Josef Rankl

 

Über den wachsenden Einfluss der sozialen Medien 

Zur Person, Josef Rankl:  

Der Social Media Berater mit den zwei Sprachen: Die Sprache der digital Natives und die Sprache der „älteren Generation

Seit etwa 10 Jahren ist Josef Rankl Unternehmensberater. Rankl hat vorher schon viele Jahre Erfahrungen in Führungspositionen im Bereich Marketing bei großen Verlagshäusern, im Versandhandel und anderen bekannten Unternehmen gesammelt. In dieser Zeit hat er die Anfänge von Social Media hautnah miterlebt. Man kann ihn also ruhigen Gewissens als einen modernen Veteranen der Sozialen Medienwelt bezeichnen, der den Umgang mit Social Media von der Pike auf gelernt hat. Heute arbeitet er als erfolgreicher Social Media Berater mit Unternehmen aus den verschiedensten Branchen in München und ganz Deutschland zusammen. Auch teilt er sein breites Wissen als Dozent und als Branchen-Influencer mit seinen zahlreichen Followern auf den verschiedenen Plattformen.

Dabei spricht der Social-Media-Berater zwei Sprachen: Die der Digital Natives und die der „älteren Generation. Das ist insofern wichtig, da in vielen Unternehmen Menschen in Verantwortung stehen, die keinen oder nur begrenzten Kontakt mit Social Media haben. Diese Führungskräfte wissen und spüren, dass Sie um eine tragfähige Social Media Strategie nicht herumkommen.

Was unabdingbar ist, um in diesem Beruf erfolgreich zu sein? Laut Rankl muss ein erfolgreicher Social Media Manager eine Eier-legende Wollmilchsau sein. Denn neben dem unabdingbaren Marketingwissen braucht es auch Fähigkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen, die sich auf seinen Beruf vereinigen.

Oft beginnt seine Arbeit mit Strategieberatung. Denn bevor es losgeht lohnt es sich in die Tiefe zu gehen und die Zielgruppen zu definieren. Daraus ergibt sich oft schon welche Plattformen man mit welchen Themen entwickeln sollte. Eine erfolgreiche Präsenz in Social Media bringt immer auch Veränderungen in Unternehmensorganisation, Arbeitsprozessen und Unternehmenskultur mit sich.  Er nennt das Sozialisierung und Sensibilisierung auf allen Ebenen des Unternehmens. 

 

Kurzüberblick über die wichtigsten Plattformen

Zum Einstieg bitten wir Josef Rankl die wichtigsten Plattformen mit möglichst wenigen Worten zu umschreiben:

‘Twitter? ‘ Relevanz

‘LinkedIn / Xing?’ Klassisches Business-Marketing, Social Selling, Social Recruiting und Employer Branding 

‚Facebook?‘- Reichweite  

Instagram?‘ Originär für emotionale Bildsprachen. Kreativer Pool. Ideen. Die Plattform ist aber gewachsen und vereint nun noch mehr Funktionen auf sich.

‚Pinterest?‘ Bilder, die gefallen. Hauptsächlich ist Pinterest eine Traffic Maschine für online-shops mit der Zielgruppe Frauen. 

‚Snapchat?‘ Vieles kann heute mit Instagram abgedeckt werden. Die rezenten Wachstumszahlen beziehen sich hauptsächlich auf den amerikanischen Markt. 

‚Tiktok?‘ Micro Video Content (MVC). Sehr kreativ. Zielgruppe Jugend.

‚Clubhouse?‘: Dort geht es um das gesprochene Wort. Alle die Podcasts lieben, werden Clubhouse lieben. Audiothemen.

 

Ich veröffentliche das, was meinen Followern einen Mehrwert bringt.

Frimeso: Wie entscheiden Sie darüber, ob Sie etwas veröffentlichen oder nicht? Haben Sie für sich Kriterien entwickelt?

Rankl: Ich poste, was meinen Kunden und Followern einen Mehrwert bringt. Mein Versprechen: Ich informiere auf meinen Kanälen über relevante Informationen im Bereich Social Media. Die Ausgestaltung variiert dann unter Umständen je nach Kanal. 

Frimeso: Haben Sie ein Lieblingsnetzwerk?

Rankl: Ich mag sie alle, aber wenn ich eines aussuchen müsste, wäre es tatsächlich Facebook. Facebook ist nach wie vor die größte Plattform mit der größten Reichweite, einem tollen Funktionalitätshintergrund und bietet Möglichkeiten für die Werbung. Dementsprechend landen viele Unternehmen auf Facebook, weil sie da am effizientesten Werbung schalten und Zielgruppen erreichen können. Instagram macht auch Spaß. LinkedIn kommt gerade immer mehr. Wenn man auf Tiktok sein Angebot tanzen will, dann ist das schön und exotisch. Man weiß aber nicht immer, wo man landen wird.  Man kann auch mal in einen Hype eintauchen, wie jetzt bei Clubhouse. Snapchat kam wieder und man weiß noch nicht, ob es wieder geht. Google plus ging. Facebook bleibt. 

Frimeso:  Wie ordnen Sie den eigenen Blog oder die eigene Webseite im Hinblick auf das Social Media Marketing ein? 

Rankl: Das Zentrum des Social Media Marketings ist fast immer die eigene Webseite. Die Aktivitäten gehen dann konzentrisch nach außen.  In 95% aller Fälle ist das strategische Ziel, Traffic auf die eigene Webseite bzw. den eigenen Blog zu bringen. Dort befinden sich dann die Angebote zum Versilbern.

 

Die Vergangenheit älterer Menschen ist analog: Da kann nicht viel passieren!

Frimeso:  Ausnahmen bestätigen die Regel, aber oft tun sich ältere Menschen mit ihren eigenen Social Media Auftritten schwer. Woran liegt das? 

Rankl:  Am Anfang gab es sicherlich Berührungsängste. Vor 10 Jahren kamen beispielsweise diese Horrorgeschichten mit überlaufenen privaten Geburtstagsfeiern auf, nachdem junge Menschen ihre Geburtstagsfeiern veröffentlicht hatten. Immer wieder gibt es Geschichten über die Social-Media-Sucht. Dokumentationen, wie die kürzlich erschienene Netflix Dokument Ion The Social Dilemma „zeigen die Problematiken anschaulich. 

Nachteile gibt es natürlich. Es ist aber ganz normal. Denn wenn man ein so starkes Instrument wie das der Social Media hat, dann gibt es immer Licht und Schatten. Man muss sich herantasten. Den älteren Menschen kann ich immer beruhigen, indem ich sage: ‚Unsere Vergangenheit ist analog, da kann nicht viel passieren.‘ Bei den Jugendlichen ist die Gefahr, dass sie viel posten, was nicht auf Social Media gehört. Ein 16-jähriger weiß noch nicht, dass er in 15 Jahren Rechtsanwalt oder Bürgermeister ist. Ihm ist nicht bewusst, dass er eine einmal eine digitale Vergangenheit haben wird, die er evtl. irgendwann bereuen könnte. Uns älteren passiert das nicht.

 

Die meisten können schon Social Media, ohne es zu wissen!

Frimeso: Was raten Sie älteren Einsteigewilligen? Haben Sie Tipps für den erfolgreichen Umgang?

Rankl: Ich schlage manchmal älteren Unternehmern und Unternehmerinnen vor, dass noch bevor wir zusammenarbeiten, es sinnvoll wäre, sich selbst erst einmal von zu Hause aus in der Social Media Welt umzuschauen umso die Atmosphäre zu verinnerlichen: ‚Redet mit Euren Kindern. Die können Euch helfen.‘

Es gibt nämlich verschiedene Aktivitätsstufen von Social Media: Man kann erstmal reinhören, und schauen, was eigentlich gepostet wird. Dann kann ich anfangen zu kommentieren und so weiterarbeiten. Vielleicht traue ich mich dann auch mal ein Post verfassen.

Man sollte nur ein paar Grundprinzipen beachten: ‚Poste nicht, was Du nicht am schwarzen Brett Deiner Schule oder ins Rathaus hängen würdest. Kommentiere immer sachlich, was in der vermeintlichen Anonymität für viele nicht immer selbstverständlich ist.‘ 

Es lohnt sich auch erstmal mit einem Kanal anzufangen. Wenn man anfängt sich auf einem Kanal auszukennen, schaut man sich die anderen an. Die Grundprinzipien von teilen, schreiben und kommentieren sind überall gleich. 

Allerdings können die meisten schon Social Media, ohne es zu wissen: Heute freuen sich immer mehr ältere Menschen darüber sich per Video Chat mit Ihren Enkeln unterhalten zu können.  Über 60 Mio. nutzen WhatsApp in Deutschland. Das ist auch Social Media

Frimeso: Ist Social Media Marketing schwieriger für Firmen, die traditionell eine ältere Klientel bedienen? Ich denke da zum Beispiel an Kreuzfahrt-Unternehmen, Hotels in Kurorten, Pflegeprodukte für Ältere usw.

Rankl: Unterhemen mit älteren Zielgruppen haben es schwerer als Unternehmen mit ganz jungen Zielgruppen. Trotzdem kommen diese Unternehmen nicht an Social Media vorbei. Die älteren Menschen werden immer kompetenter. Es tummeln sich immer mehr ältere Menschen auf den Sozialen Pattformen. Nehmen Sie Facebook: Dort flüchten die unter 30 Jährigen. Trotzdem bleibt die Reichweite bestehen, weil die Älteren Facebook überfluten. Wir haben dort schon einen recht hohen Altersdurchschnitt.

Schauen Sie auch auf Instagram mit seinen über 20 Mio. aktiven Nutzern in Deutschland. Das sind bei weitem nicht nur Jugendliche. Dort gibt es wahnsinnig erfolgreiche Accounts wie Schokoladenjahre. Fashion für 50 Plus, Fitness ü 40 usw. Die Angebote gibt es und werden gut angenommen. Gerade für Kreuzfahrten findet man jede Menge relevante Zielgruppen auf Social Media. Das sind Themen, die ich mit Emotionen und Bildern gut spielen kann. 

Diese Unternehmen sollten also tunlichst damit anfangen, jetzt Social Media Strategien zu entwickeln. Es führt kein Weg geht daran vorbei und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Social Media Kompetenz bei älteren komplett ausgeprägt ist.

 

Influencer Marketing: Eine gute Investition für viele Unternehmen

Frimeso: Dem Influencer-Marketing kommt eine immer größere Bedeutung zu. Wie sehen Sie diese Entwicklung? 

Rankl: Ich arbeite auf beiden Seiten des Influencer Marketings: Auf der einen Seite betreue ich Influencer. Auf der anderen Seite entwickle ich das Influencer-Marketing mit meinen Kunden.  

Das Influencer Marketing ist ein sehr wichtiges, effektives, sehr günstiges Marketinginstrument.  Ich definiere Influencer Marketing so: Ein Influencer ist eine vertrauenswürdige, bekannte und beliebte Persönlichkeit mit einer digitalen Reichweite. 

Dem Laien kommen Bilder in den Kopf, die junge Frauen auf Instagramm zeigen. Das ist aber nur ein Bruchteil des Influencer-Marketings. Ich selbst bin zum Beispiel bin bei Brands and Sensations als Micro-Influencer für Twitter im Bereich Marketing gelistet. Sportler mit digitaler Präsenz sind Fachleute. Wenn diese dann für Training Tipps zum Training geben, dann sind das Influencer.  Das sind Menschen, die besondere Erfahrungen gemacht haben, Glaubwürdigkeit besitzen und denen man es eben auch abnimmt, dass sie es können. Wenn diese Menschen dann auch noch über eine mediale Reichweite verfügen, sind die für das Social Media Marketing relevant.

Das Influencer Marketing lohnt sich für viele Unternehmen. Auf Instagram liefern modische Frauen guten Content und haben 100.000 oder 200.00 Follower. Dann sind Posts für eine Modemarke für €5.000 bis € 10.000, ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass sie ansonsten einen Modefotografen und Models einstellen müssten. Ein solches Modeshooting dauert meistens ein bis zwei Tage und findet am besten noch in Kapstadt statt, um möglichst schönes Wetter zu haben. Schließlich muss die Werbung noch in Hochglanzzeitschriften geschaltet werden. Wenn man das alles zusammenrechnet und überlegt, wie einfach eine gute Fashion-Influencerin über Instagram Kunden erreichen kann, kriegt man sehr schnell ein Gefühl dafür, wie interessant das ist. 

 

Social Media Auftritt bei Selbstständigkeit

Frimeso: Es gibt immer mehr Menschen, die sich selbstständig machen. Auch gibt es viele Menschen, die nach dem aktiven Berufsleben, noch einmal eine Aufgabe annehmen oder sich für eine ganz bestimmte Sache einsetzen wollen. Oft ist die Abgrenzung schwierig zwischen einem professionellem und einem persönlichen Account?

Rankl: Da gibt es eine salomonische Antwort: Bei Menschen wie mir, wo ich selbst auch das Produkt als Berater bin, ist es der Name. Wenn das Produkt nicht ich bin, dann kann es die Marke sein, die das Produkt besser symbolisiert. 

 

Der Blick in die Kristallkugel: Der Einfluss der sozialen Medien wird weiter steigen

Frimeso: Was für eine Rolle wird Social Media in der Zukunft spielen?

Rankl: Social Media wird auch in Zukunft einen großen Stellenwert haben. Der Zugang zu Informationen, verbunden mit der sozialen Komponente ist einfach ein starker Treiber. Der Stellenwert wird sogar weiter steigen. Letztes Jahr waren es zum ersten Mal so, dass bei den unter 30-Jährigen mehr Bewegtbilder im Internet gesehen wurden als im klassischen Fernsehen. Früher war diese Art von Entwicklung bei den Printmedien zu spüren. Heute scheint es die gleiche Entwicklung beim Fernsehen zu geben. Radio wandert in den Podcast. Die Mediennutzung geht insgesamt immer stärker in den Bereich der Social Media. Wir haben Kino Werbung, Anzeigen in den Wochenblättern und Plakate. Aber das wird weniger. Werbebriefe, und der Ikea-Katalog, quasi die Bibel der Waren-Kataloge, wurde gerade eingestellt. Das sind alles Anzeichen, dass es in eine Richtung geht.

 

Weitere Informationen zum Social Media Berater Josef Rankl:

 https://emarcon.de/

 

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